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»Champagner für Madame, Kaffee für Monsieur?«
»So mag ich es«, sagte ich.
»Wirst du etwa nichts anderes tun, als warten?« fragte sie er-
staunt.
»Ja«, sagte ich. Dann winkte ich dem Tangotänzer und bat
um ein Telefon. Sie brachten mir ein schnurloses, und ich sag-
te: »Ich möchte unkontrolliert sprechen.«
»Kein Problem, Monsieur«, sagte er, drehte sich ruckartig auf
der Stelle, sauste mit seltsam gestochenen Bewegungen davon
und brachte ein anderes, diesmal rotes schnurloses Telefon.
»Merke dir diese kleine Szene«, dozierte ich heiter. »Es ist
erheiternd, meine journalistischen Landsleute wichtigtuerisch
schreiben zu sehen: Der Computer aber sagte: Watermann hat
telefoniert! Ha!«
Ich rief Ascheburg vom »Express« in Köln an und hatte
Glück, daß er noch in der Redaktion war. Er sagte gedehnt:
»Das ist verdammt gut, daß Sie sich melden. Ich habe Zoff we-
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gen dem Beitrag über Sie.«
»Welcher Art?«
»Ich bekomme merkwürdige Anrufe. Sie beziehen sich alle
auf den von uns abgesprochenen Punkt: daß Sie Hilfe von Sei-
ten ungenannter Behörden und möglicherweise sogar von
Geheimdienstleuten haben. Ich kassierte inzwischen zwei Vor-
ladungen bei einem Bundesermittlungsrichter. Ich muß morgen
früh um acht Uhr antanzen. Er ist ein netter, höflicher Mann,
aber er will, aufgescheucht vom Verfassungsschutz und vom
BND, wissen, wer die Behörden sind, die Sie unterstützen.
Was soll ich machen?«
»Nichts«, sagte ich. »Ich bin verprügelt worden, ich soll mich
raushalten. Sie brachen mir einen Finger & «
»Moment mal, wie bitte? Kann ich das noch einschieben in
die jetzige Ausgabe?«
»Unzweckmäßig. An uns hängen dauernd irgendwelche Ver-
folger, wir hocken jetzt im : Beau Rivage9 in der Halle. Rufen
Sie mich um & nein, halt, stop. Ich rufe Sie an. In der Redak-
tion. Morgen gegen Mittag.«
»Okay«, er lachte unvermittelt etwas hilflos, und ich drückte
die Austaste.
Der Tangotänzer brachte die Getränke und kassierte das Tele-
fon. Wir hockten da in Erwartung großer Dinge und waren
überrascht, als es passierte.
Jemand, der sehr groß und schlank, fast dürr war, kam mit ei-
nem Aktenköfferchen durch das Hauptportal direkt an die
Rezeption, sah mich an, entdeckte uns und wisperte dann ver-
traulich mit dem Empfangschef. Dem gab er eine kleine weiße
Karte. Der Empfangschef legte diese Karte auf ein Silbertablett
und machte sich auf den Weg zu uns. Er verbeugte sich artig
und sagte: »Wenn Madame und Monsieur gestatten. Der Herr
dort«, er warf einen Blick auf die Visitenkarte, »Monsieur Ro-
nald Greggson, möchte Sie sprechen.«
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Ich nahm die Karte. »Ronald Greggson«, stand da, »Medien-
berater«.
»Gut«, nickte ich.
Greggson bekam diskret ein Zeichen und eilte auf uns zu wie
ein nervöser Versicherungsvertreter, der unbedingt einen Ab-
schluß braucht.
»Sie gestatten?« fragte er in tadellosem Deutsch.
Minna nickte ihm huldvoll zu, und er nahm den Sessel zwi-
schen uns.
»Ich bin beauftragt, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen«, be-
gann er. Er trug im Gesicht einen dieser Drei-Tage-Bärte, die
gewisse Männer angeblich so männlich machen. Bei ihm wirk-
te es nur ungepflegt.
»Wer will den Kontakt?« fragte ich.
»Meine Firma«, sagte er. »Wir haben Niederlassungen in Zü-
rich und München, wir arbeiten in dieser Sache für den
amerikanischen Nachrichtensender CNN.«
»Das wird nicht gehen«, sagte ich ruhig. »Ich habe exklusive
Rechte vergeben. Jemand bezahlt die Recherchenarbeit.«
»Da würde man sich sicher einigen können. Wie hoch ist die
Vorfinanzierung?«
»Zwanzigtausend«, log ich tapfer.
Er nickte sehr langsam. »Kein Problem. Das würden wir so-
fort zurückzahlen. Wir bieten hunderttausend Dollar. Selbst-
verständlich für Film- und Fernsehrechte inklusive. Nach dem
Schlüssel sechzig für Sie, vierzig für uns.«
»Hunderttausend insgesamt?« fragte ich. »Wir sind zu
zweit.«
»Das sehe ich«, scherzte er. »Wir würden auch für Frau Ten-
hövel eine angemessene Regelung vorschlagen. Sagen wir
vierzigtausend Dollar.«
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»Das ist sehr viel«, sagte ich lässig.
»Ein gutes Angebot«, bestätigte er. »Ich habe die Verträge
mitgebracht. Wenn Sie sich die einmal ansehen wollen, bitte
sehr. Ich würde Ihnen hier auf der Stelle fünfundsiebzig Pro-
zent bezahlen, also per Scheck fünfundsiebzigtausend Dollar.«
»Und Sie bestimmen, was mit dem Material geschieht?«
»Selbstverständlich, wir kaufen es ja«, lächelte er.
»Oha«, sagte Minna.
»Das mache ich nicht«, sagte ich. »Sagen Sie dem Interes-
senten, das sei mir zu schwammig.«
»Aber wieso?« fragte er und wurde aufgeregt.
»Weil dieses Material wesentlich mehr bietet, wenn man es
nicht veröffentlicht«, gab ich zur Antwort. »Deshalb wollen Sie
doch kaufen, oder?«
Er war verwirrt, er sah von einem zum andern. »Ich verstehe
nicht«, murmelte er.
»Es ist ganz einfach«, belehrte ihn Minna. »Sie kaufen es, der
Käufer nimmt es und verschließt es in einer Schublade.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein«, protestierte er. »CNN?«
»Woher wissen Sie, daß es CNN ist?« fragte ich.
Er starrte vor sich hin auf den Teppich und fragte dann: »Al-
so endgültig? Kein Verkauf?«
»Kein Verkauf«, sagte ich. »Ohne Mitsprache ist mir das Ri-
siko zu hoch.«
»Vielleicht kann ich das ändern«, sagte er nach kurzem Über-
legen. »Kann ich meine Firma anrufen?«
»Rufen Sie, rufen Sie«, sagte ich.
Er stand auf und verschwand nach draußen.
»Will er es kaufen, um es zu haben?« fragte Minna.
»Er selbst kann durchaus der Meinung sein, es sei ein Handel
wie jeder andere auch. Aber tatsächlich sind hunderttausend
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Dollar zu diesem Zeitpunkt verdächtig viel. Das weiß er auch.
Er steckt in der Klemme. Vor allem wette ich, daß er den Auf-
traggeber gar nicht kennt.«
Der Mann namens Greggson kam nicht wieder, blieb irgend-
wo in der Nacht verschwunden.
»Es war ein mieser Versuch«, sagte ich. »Wir gehen in die
Bar vom : Le Richemond9 «, sagte ich. »Vielleicht bietet dort
jemand mehr.«
Wir hockten uns im »Le Richemond« an einen Tisch, und ich
winkte Lilo zu. Sie kam und setzte sich zu uns. »Was ist, hat
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