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physikalischen und naturphilosophischen Behauptungen des Paters zu machen. Aber wie wir gesehen
haben, hatte Roberto das Wissen, dem er begegnete, wie ein Schwamm in sich aufgesogen, ohne
allzusehr darauf bedacht zu sein, keine widersprüchlichen Wahrheiten zu glauben. Und vielleicht nicht aus
mangelndem Sinn für Systematik, sondern weil er es so wollte.
In Paris war ihm die Welt wie eine Bühne erschienen, auf der sich täuschende Figuren tummelten und auf
der jeder Zuschauer jeden Abend etwas anderes sehen und bewundern wollte, als ob die gewöhnlichen
Dinge, auch wenn sie wunderbar waren, niemanden mehr erleuchteten und nur noch die ungewöhnlich
ungewissen oder ungewiß ungewöhnlichen das Publikum zu erregen vermochten. Während die Alten
gemeint hatten, auf eine Frage dürfe es immer nur eine Antwort geben, bot ihm das große Theater von
Paris das Spektakel einer Frage, auf die man in den unterschiedlichsten Weisen antworten konnte. So
hatte Roberto beschlossen, nur die Hälfte seines Geistes den Dingen zu widmen, die er glaubte (oder zu
glauben glaubte), um die andere Hälfte frei zu haben für den Fall, daß sich das Gegenteil als richtig
erweisen sollte.
Wenn aber dies seine geistige Disposition war, können wir verstehen, warum er sich auch bei den
unglaubwürdigsten Offenbarungen Pater Caspars nicht sehr gedrängt fühlte, sie zu negieren. Von allen
Erzählungen, die er gehört hatte, war die des Jesuiten zweifelsohne die außergewöhnlichste. Warum also
sollte er sie als falsch betrachten?
Ich fordere jeden heraus, sich einsam auf einem verlassenen Schiff zu befinden, zwischen Himmel und
Meer in einem fernen, entlegenen Raum, und dann nicht davon zu träumen, daß es ihm in diesem großen
Unglück nicht wenigstens beschieden sei, ins Zentrum der Zeit zu geraten.
Roberto konnte sich also durchaus damit vergnügen, den aber oft benahm er sich dabei wie die Schüler
des Sokrates, die ihre Niederlage geradezu herbeiflehten.
Im übrigen, wie konnte er das Wissen einer Person zurückweisen, die ihm schon bald zu einer Vaterfigur
geworden war und die ihn mit einem Schlag aus der Situation eines hilflosen Schiffbrüchigen in die eines
Passagiers auf einem sachkundig geführten Schiff gebracht hatte? Sei s wegen der Autorität des
Ordensgewands, sei s wegen der Rolle als angestammter Herr dieses schwimmenden Schlosses,
Jedenfalls repräsentierte Pater Caspar in Robertos Augen die Macht, und Roberto hatte genug von den
Vorstellungen seines Jahrhunderts gelernt, um zu wissen, daß man der Obrigkeit beipflichten mußte,
zumindest dem Anschein nach.
Und wenn er dann doch einmal anfing, an seinem Gastgeber und Lehrer zu zweifeln, gab dieser ihm,
indem er ihn zu einer erneuten Erkundung des Schiffes anhielt und ihm Gerätschaften zeigte, die seiner
Aufmerksamkeit bisher entgangen waren, gleich wieder so viele neue Dinge zu lernen, daß er sich das
Vertrauen Robertos rasch wieder zurückgewann.
So hatte er ihn zum Beispiel Netze und Angelhaken entdecken lassen. Die Daphne lag in sehr
fischreichen Gewässern, und es war nicht nötig, die Bordvorräte zu verzehren, wenn man frischen Fisch
bekommen konnte. Roberto, der sich jetzt tagsüber mit seinen verdunkelten Augengläsern im Freien
bewegte, hatte rasch gelernt, die Netze auszuwerfen und den Angelhaken ins Wasser zu schleudern, und
mühelos fing er Fische von solch überdimensionaler Größe, daß er mehr als einmal beinahe über Bord
gerissen worden wäre durch den heftigen Ruck, wenn sie anbissen.
Er legte sie aufs Deck, und Pater Caspar schien von jedem die Natur und sogar den Namen zu kennen.
Ob er sie freilich gemäß ihrer Natur benannte oder nach seinem Belieben, konnte Roberto nicht sagen.
Wenn die Fische seiner Hemisphäre grau waren, höchstens silbrig glänzend, erschienen diese hier
azurblau mit sauerkirschfarbenen Flossen, hatten safrangelbe Bärte oder scharlachrote Mäuler. Er hatte
einen großen Aal gefangen, der zwei Köpfe mit Augen zu haben schien, an jedem Ende einen, aber
Pater Caspar wies ihn darauf hin, daß der zweite Kopf in Wahrheit ein Schwanz war, den die Natur als
Kopf in dekoriert hatte, damit das Tier seine Feinde auch hinten abschrecken konnte. Ein anderer Fisch
hatte einen gefleckten Bauch und Tintenstreifen auf dem Rücken und alle Farben des Regenbogens rings
um die Augen und ein Maul wie eine Ziege, aber Pater Caspar ließ ihn sofort ins Meer zurückwerfen, da
er wußte (aus Berichten der Mitbrüder, Reiseerfahrungen, Erzählungen der Seeleute?), daß er giftiger sei
als ein Satanspilz.
Bei einem anderen mit gelben Augen, wulstigem Maul und Zähnen wie Nägeln sagte Pater Caspar
sogleich, daß er eine Kreatur Beelzebubs sei. Man müsse ihn auf Deck ersticken lassen, bis der Tod
eingetreten sei, und dann nix wie zurück mit ihm, woher er gekommen. Sagte er das aufgrund
erworbenen Wissens, oder urteilte er nach dem Anblick? jedenfalls erwiesen sich alle Fische, die er als
eßbar bezeichnete, als ganz hervorragend - und bei einem hatte er sogar gewußt, daß er besser gekocht
als gebraten schmeckte.
Während er Roberto derart in die Geheimnisse jenes salomonischen Meeres einführte, konnte er ihm
auch Genaueres über die Insel sagen, die sie bei ihrer Ankunft einmal ganz umkreist hatten. An der
Ostküste gab es einige kleine Strände, die aber zu sehr den Winden ausgesetzt waren. Gleich hinter dem
südlichen Promontorium, wo die Männer dann später mit dem Boot angelegt hatten, gab es eine ruhige
Bucht, nur war das Wasser dort zu seicht für die Daphne. Die Stelle, wo sie jetzt vor Anker lag, war die
am besten geeignete: näher an der Insel wäre sie auf eine Untiefe aufgelaufen, und weiter draußen wäre
sie in eine starke Strömung geraten, die von Südwesten nach Nordosten durch die Meerenge zwischen
den beiden Inseln lief Was l
eicht zu beweisen war: Pater Caspar forderte Roberto auf, den toten Balg [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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