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schen Pilotenschein, in dem vier Flüge auf der Interplanetlinie des Aldebaran im Rang eines
auszubildenden Astrogators vermerkt waren, enthielt die Brieftasche noch eine beträchtliche
Menge Geld. Er würde nicht Hungers sterben, wenn er Prokyon erreichte, und sobald die Ki-
osks an Bord geöffnet waren, konnte er dort wahrscheinlich sämtliche Toilettenartikel einkau-
fen, die er brauchte.
Als dunkle Erinnerung, in einem Winkel seines Gedächtnisses verstaut, beschäftigte ihn noch
das Entsetzen über Briscoes Tod, doch er verdrängte solche Gedanken bewußt. Warum sollte
er sich nicht entspannen und den Flug genießen? Er ging hinunter zur Aussichtskuppel.
Der Raum war verdunkelt worden, und eine der Wände bestand ganz aus durchsichtigem
Quarzit. Bart blieb die Luft weg, als sich ihm das weite Panorama des Alls darbot.
Sie entfernten sich von der Sonne mit einer Geschwindigkeit von vielen tausend Kilometern
pro Minute. Wie von Magneten angezogene Eisenspäne wirbelten Wellen kosmischer Staub-
moleküle, im reflektierten Sonnenlicht glitzernd, als leuchtende Wolken um das Schiff. Durch
sie hindurch strahlten die hellen Funken der Fixsterne, klar und gleichmäßig und so weit ent-
fernt, daß nicht einmal die unvorstellbare Geschwindigkeit, mit der das Raumschiff durch das
All jagte, ihre Position optisch verändern konnte.
Nach und nach erkannte er die Sternbilder. Aldebaran pendelte an der Kette des Taurus wie
ein riesiger Rubin; Orion durchschritt langbeinig das Firmament, begleitet von einem wa-
bernden Nebelgürtel; Wega brannte - kobaltblau - im Herzen der Lyra.
Diese Farben! In der nächtlichen Erdatmosphäre erschienen die Sterne als bläßlich-weiße
Punkte vor schwarzem Hintergrund. Hier jedoch, zwischen den nebelbleichen Staubwirbeln
des Kosmos, erstrahlten sie in den prächtigsten Farben- Rubine, Topase, Smaragde, Feuer-
Opale, so als sei eine Handvoll nach der anderen dieser feurigen Juwelen auf den Samtvor-
hang des weiten Raums gestreut worden. Eine Riesenhand hatte glühende Kohlenstücke und
gleißende Juwelen ins Dunkel hinausgeschleudert und mit zarten Farbschleiern umhüllt. Bart
hätte sich ewig an diesem Anblick erfreuen können - und er hätte doch nie genug bekommen
von den unwandelbaren Farben des Alls. Es befanden sich noch weitere Passagiere im Raum,
aber Bart würdigte sie keines Blicks. Er hatte keine Ahnung, wie lange er dort gestanden hat-
te, fasziniert von der strahlenden Herrlichkeit.
Nach langer Zeit bemerkte hinter ihm jemand leise: »Wenn man sich vorstellt, Lhari zu sein,
und nichts weiter dort draußen zu sehen als hellere und weniger helle Punkte, und keinerlei
Farben!«
Der Schock der Erinnerung führte Bart wieder zurück in die Wirklichkeit. Ihm wurde bewußt,
wo er sich befand und weshalb; die Gefahr, in der sein Vater schwebte, und seine Suche nach
der achten Farbe! Plötzlich hatte er das Gefühl, den Anblick nicht mehr ertragen zu können.
Ein melodischer Gong ertönte, und die Passagiere verließen den Aussichtsraum.
»Ich schätze, das ist das Zeichen fürs Abendessen«, sagte die irgendwie vertraut klingende
Stimme. »Vermutlich alles synthetisch, aber wir können trotzdem gehen.«
Als Bart zur Tür hinüberging, fiel plötzlich volles Licht auf sein Gesicht, und die Stimme rief:
»Bart! Das kann doch nicht wahr sein - bist du's wirklich?«
Mit äußerstem Unbehagen blickte Bart auf in das Gesicht von Tom Kendron.
In der Hast der Gefahr hatte er vollständig vergessen, daß Tom mit diesem Schiff reiste und er
selbst sich somit an dem einzigen Ort befand, an dem sein sorgfältiges gehütetes Inkognito
nichts wert war! Tom betrachtete ihn mit einer Mischung aus Erstaunen, Freude und Verwun-
derung.
»Warum hast du mir nichts verraten? Oder habt ihr euch erst im letzten Moment entschlossen
- du und dein Vater? War das eigentlich dein Vater, in deiner Begleitung? Hätte ich das bloß
vorher gewußt! Mensch, das ist prima, daß wir jetzt ein Stück gemeinsam reisen können,
selbst wenn du nur bis Proxima mitfliegst; du mußt doch dort zur Wega umsteigen, oder?«
Bart war sich im klaren, daß er die Sache irgendwie abbiegen mußte, und zwar schnell. Er
wußte, daß Tom in dem gedämpften Licht nur sein Gesicht erkennen konnte. Er trat hinaus in
den voll erleuchteten Gang, so daß Tommy sein dunkles Haar sehen mußte, und sagte rasch:
»Mister, Sie verwechseln mich mit jemandem.«
»Bart, mach keinen Quatsch ... « Toms Stimme verlor sich, zweifelnd. Er blickte verständnis-
los drein und meinte: »Ich - nun ja, vielleicht - Entschuldigung, ich hätte schwören können,
daß es sich bei Ihnen um meinen Freund handelt.«
Bart fragte sich unvermittelt, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte. Er hatte auf jeden Fall
verhindern müssen, daß Tom seinen Namen ein zweites Mal laut aussprach; andererseits war
Tom sein Freund, und ein Freund war genau das, was er brauchte. Dringend brauchte.
Nun, jetzt war es zu spät. Er blickte ihm direkt in die Augen und erklärte: »Ich habe Sie nie
zuvor in meinem Leben gesehen.«
Tom sah niedergeschmettert aus. »Na ja, es ist eben ein Zufall. Ich habe noch nie eine solche
Ähnlichkeit gesehen. Sie sind auch fast genauso gekleidet«, fügte er mit einem Kopfschütteln
hinzu. Er trat einen halben Schritt zurück. »Entschuldigen Sie die Frage - sind Sie Weganer?«
Bart wünschte inständig, daß er es überstanden hätte und sich davonmachen könnte, bevor er
irgendetwas sagte oder tat, was ihn verraten könnte.
»Vom Aldebaran. Mein Name ist David Briscoe.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen, Dave.« Mit einer Freundlichkeit, die durch nichts kleinzu-
kriegen war, streckte ihm Tom die Hand entgegen. »Sie sehen einem Freund von mir unheim- [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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