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ich es wünsche, wieder aufzuheben: so habe ich gegen diese Maßregel nichts einzuwenden! Der
Prinz erwiderte: das bedürfe der Rede nicht; und nachdem er drei Landsknechten, die man ihm zu
diesem Zweck vorstellte, bedeutet hatte: daß der Mann, in dessen Hause sie zurückblieben, frei
wäre, und daß sie ihm bloß zu seinem Schutz, wenn er ausginge, folgen sollten, grüßte er den
Roßhändler mit einer herablassenden Bewegung der Hand, und entfernte sich.
Gegen Mittag begab sich Kohlhaas, von seinen drei Landsknechten begleitet, unter dem Gefolge
einer unabsehbaren Menge, die ihm aber auf keine Weise, weil sie durch die Polizei gewarnt war,
etwas zu Leide tat, zu dem Großkanzler des Tribunals, Grafen Wrede. Der Großkanzler, der ihn mit
Milde und Freundlichkeit in seinem Vorgemach empfing, unterhielt sich während zwei ganzer
Stunden mit ihm, und nachdem er sich den ganzen Verlauf der Sache, von Anfang bis zu Ende, hatte
erzählen lassen, wies er ihn, zur unmittelbaren Abfassung und Einreichung der Klage, an einen, bei
dem Gericht angestellten, berühmten Advokaten der Stadt. Kohlhaas, ohne weiteren Verzug,
verfügte sich in dessen Wohnung; und nachdem die Klage, ganz der ersten niedergeschlagenen
gemäß, auf Bestrafung des Junkers nach den Gesetzen, Wiederherstellung der Pferde in den vorigen
Stand, und Ersatz seines Schadens sowohl, als auch dessen, den sein bei Mühlberg gefallener
Knecht Herse erlitten hatte, zu Gunsten der alten Mutter desselben, aufgesetzt war, begab er sich
wieder, unter Begleitung des ihn immer noch angaffenden Volks, nach Hause zurück, wohl
entschlossen, es anders nicht, als nur wenn notwendige Geschäfte ihn riefen, zu verlassen.
Inzwischen war auch der Junker seiner Haft in Wittenberg entlassen, und nach Herstellung von
einer gefährlichen Rose, die seinen Fuß entzündet hatte, von dem Landesgericht unter
peremtorischen Bedingungen aufgefordert worden, sich zur Verantwortung auf die von dem
Roßhändler Kohlhaas gegen ihn eingereichte Klage, wegen widerrechtlich abgenommener und zu
Grunde gerichteter Rappen, in Dresden zu stellen. Die Gebrüder Kämmerer und Mundschenk von
Tronka, Lehnsvettern des Junkers, in deren Hause er abtrat, empfingen ihn mit der größesten
Erbitterung und Verachtung; sie nannten ihn einen Elenden und Nichtswürdigen, der Schande und
Schmach über die ganze Familie bringe, kündigten ihm an, daß er seinen Prozeß nunmehr unfehlbar
verlieren würde, und forderten ihn auf, nur gleich zur Herbeischaffung der Rappen, zu deren
Dickfütterung er, zum Hohngelächter der Welt, verdammt werden werde, Anstalt zu machen. Der
Junker sagte, mit schwacher, zitternder Stimme: er sei der bejammernswürdigste Mensch von der
Welt. Er verschwor sich, daß er von dem ganzen verwünschten Handel, der ihn ins Unglück stürze,
nur wenig gewußt, und daß der Schloßvogt und der Verwalter an allem schuld wären, indem sie die
Pferde, ohne sein entferntestes Wissen und Wollen, bei der Ernte gebraucht, und durch unmäßige
Anstrengungen, zum Teil auf ihren eigenen Feldern, zu Grunde gerichtet hätten. Er setzte sich,
indem er dies sagte, und bat ihn nicht durch Kränkungen und Beleidigungen in das Übel, von dem
er nur soeben erst erstanden sei, mutwillig zurückzustürzen. Am andern Tage schrieben die Herren
Hinz und Kunz, die in der Gegend der eingeäscherten Tronkenburg Güter besaßen, auf Ansuchen
des Junkers, ihres Vetters, weil doch nichts anders übrig blieb, an ihre dort befindlichen Verwalter
und Pächter, um Nachricht über die an jenem unglücklichen Tage abhanden gekommenen und
seitdem gänzlich verschollenen Rappen einzuziehn. Aber alles, was sie bei der gänzlichen
Verwüstung des Platzes, und der Niedermetzelung fast aller Einwohner, erfahren konnten, war, daß
ein Knecht sie, von den flachen Hieben des Mordbrenners getrieben, aus dem brennenden
Schuppen, in welchem sie standen, gerettet, nachher aber auf die Frage, wo er sie hinführen, und
was er damit anfangen solle, von dem grimmigen Wüterich einen Fußtritt zur Antwort erhalten
habe. Die alte, von der Gicht geplagte Haushälterin des Junkers, die sich nach Meißen geflüchtet
hatte, versicherte demselben, auf eine schriftliche Anfrage, daß der Knecht sich, am Morgen jener
entsetzlichen Nacht, mit den Pferden nach der brandenburgischen Grenze gewandt habe; doch alle
Nachfragen, die man daselbst anstellte, waren vergeblich, und es schien dieser Nachricht ein Irrtum
zum Grunde zu liegen, indem der Junker keinen Knecht hatte, der im Brandenburgischen, oder auch
nur auf der Straße dorthin, zu Hause war. Männer aus Dresden, die wenige Tage nach dem Brande
der Tronkenburg in Wilsdruf gewesen waren, sagten aus, daß um die benannte Zeit ein Knecht mit
zwei an der Halfter gehenden Pferden dort angekommen, und die Tiere, weil sie sehr elend gewesen
wären, und nicht weiter fort gekonnt hätten, im Kuhstall eines Schäfers, der sie wieder hätte
aufbringen wollen, stehen gelassen hätte. Es schien mancherlei Gründe wegen sehr wahrscheinlich,
daß dies die in Untersuchung stehenden Rappen waren; aber der Schäfer aus Wilsdruf hatte sie, wie
Leute, die dorther kamen, versicherten, schon wieder, man wußte nicht an wen, verhandelt; und ein
drittes Gerücht, dessen Urheber unentdeckt blieb, sagte gar aus, daß die Pferde bereits in Gott
verschieden, und in der Knochengrube zu Wilsdruf begraben wären. Die Herren Hinz und Kunz,
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